Helga Tschörner, erste Schiedsrichterin in der Serie A

Helga Tschörner ist verheiratet und Mutter von drei Kindern (darunter Zwillinge, die bereits Eishockey spielen - Anm. d. Red.). Und dennoch gibt es etwas, das sie von vielen anderen Frauen unterscheidet, nämlich die große Leidenschaft für das Eishockey. Seit vielen Jahren ist sie bereits Eishockey-Schiedsrichterin, bisher aber immer in unteren Ligen. Am Dienstag hat sie in Sterzing erstmals in einer Partie der höchsten italienischen Liga gepfiffen. Nach ihrer Premiere wirkt Tschörner müde, aber zufrieden. Genau so hat sie sich ihr Debüt im Oberhaus vorgestellt.

SportNews.bz: Helga Tschörner, was fühlen Sie nach Ihrem ersten Spiel? Helga Tschörner: Eigentlich nichts Besonderes. Es war ein Moment, auf den ich lange gewartet und hingearbeitet habe. Aber es war eine Partie, wie jede andere. Ich hoffe, dass ich mich auch in Zukunft beweisen darf.

Sie leben ein sehr intensives Leben, zwischen Arbeit und Familie. Wo nehmen Sie als dreifache Mutter die Zeit her, auch noch als Schiedsrichterin tätig zu sein?

Ich versuche ganz einfach mir die Zeit zu nehmen. Schiedsrichterin zu sein ist meine große Leidenschaft. Es gefällt mir und macht mich glücklich. Jedes Jahr leite ich an die 50 Spiele, für mich ist jedes Match gleich wichtig. Ich versuche meine Arbeit zu tun und dafür zu sorgen, dass die Regeln befolgt werden. Das ist eigentlich gar nicht so schwer.

Eishockeyspieler gelten allgemein als mürrisch und ungehobelt. Kommt es da nicht manchmal vor, dass Sie als Schiedsrichterin Schwierigkeiten haben, das Spiel zu leiten?

Schauen Sie, meine Arbeit ist es dafür zu sorgen, dass die Regeln eingehalten werden. Und das immer, egal in welcher Liga ich pfeife. Spieler und Trainer respektieren mich, weil sie wissen, dass ich nicht nachgebe und mit ihnen keine Kompromisse schließe. Das hat wenig damit zu tun, dass ich eine Frau bin. Auf dem Eis bin ich Schiedsrichter wie jeder andere auch. Ich habe in den vergangenen Jahren viel Erfahrung sammeln dürfen und habe mir einen gewissen Respekt erarbeitet. Deshalb habe ich auch keine Schwierigkeiten.

Wie sind Sie Schiedsrichterin geworden?

Ich habe Eishockey gespielt, als Torfrau bei den Eagles in Bozen. Danach habe ich auch in den USA gespielt, später in Innsbruck. Gleichzeitig habe ich auch begonnen erste Spiele zu leiten, dank einer Sondergenehmigung. Es hat mir auf Anhieb gefallen und jetzt bin ich hier – mit Hunderten Spielen auf dem Buckel und zehn Weltmeisterschaften. Ja es müssten zehn gewesen sein (lacht). Solange es mir Spaß macht, mache ich weiter.

Sie sind die erste Schiedsrichterin in Italien, die eine Serie-A-Partie geleitet hat. Damit haben Sie Geschichte geschrieben.

Ich hoffe, dass ich nicht die Letzte bin! In Italien gibt es einige Schiedsrichterinnen. Spontan fällt mir Miriam Gruber ein, die in der Serie B Linesman ist. Sie alle haben eine große Leidenschaft für diese Aktivität. Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit auch bei Renzo Stenico bedanken, der mir sehr weitergeholfen hat und mir wertvolle Tipps gegeben hat. Ich habe gehofft, dass ich irgendwann in die Serie A komme. Jetzt heißt es aber mit den Füßen am Boden zu bleiben.

Wer ist Helga Tschörner auf und außerhalb der Eisfläche?

Eine zielstrebige Frau, die es mag, sich Respekt zu verschaffen.

Und was sagt Ihre Familie zu Ihrer Leidenschaft?

Nichts. Meine Zwillinge haben im Alter von sechs Jahren schon damit begonnen, Eishockey zu spielen. Wir haben diesen Sport im Blut. Solange es mir Spaß macht, werde ich weiter Schiedsrichterin sein. Ich habe keine bestimmten Ziele. Im Jänner bin ich bei der WM in Frankreich im Einsatz. Es wird ein tolles Abenteuer und vor allem kann ich weiter Erfahrung sammeln. Von der hat man nie genug.

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